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Ach, Essen

Hey ihr!

Ich hatte heute einen Termin in der Essener Innenstadt, wo ich gefühlt eine halbe Ewigkeit nicht mehr war. Da meine beruflichen Stationen zuletzt Düsseldorf und Köln waren und ich quasi nie „shoppen gehe“, gab es für mich bis auf einen Kinobesuch (im wohl schönsten Kino Deutschlands - der Lichtburg - irgendwann Mitte letzten Jahres) keinen Grund die Innenstadt zu besuchen. Doch früher war dies meine berufliche Heimat. Eigentlich hat dort alles angefangen, genauer gesagt 2003 mit der Ausbildung zur Kauffrau der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft. Durch meine Jahre in der Immobilienbranche habe ich die Essener Innenstadt dann noch näher kennenlernen dürfen vom tristen Hinterhof bis zur unrenovierten Büroetage. Innenstadt halt. Eins trifft sicherlich auf viele Innenstädte zu - die schönen Ecken muss man kennen und in Bahnhofsnähe ist’s meistens nicht so wirklich hübsch. Heute in Essen kam mir jeder Winkel so vertraut vor, als hätte ich dort gestern erst meinen Arbeitsplatz verlassen. Die Fassaden und die Plätze, sie sind alle noch da. Doch der Inhalt hat sich etwas dezimiert. Vielleicht auch eine Entwicklung, die andere Städte teilen. Da stehen große Einzelhandelsflächen leer und ohnehin ist Shopping derweil eingeschränkt oder gar nicht möglich. Da ich insbesondere wegen Corona kaum noch Nachrichten konsumiere, war mir entgangen, dass das wunderschöne Kino inzwischen zu einem Schnelltest-Zentrum umfunktioniert wurde (vielleicht das schönste seiner Art in Deutschland). Umso erstaunter war ich über die langen Schlangen vor dem Kino, denn eine der einst prachtvollen Premierenfeiern konnte kein Grund für diese Menschenreihen sein. Manche Dinge ändern sich und manche scheinen die Jahre zu überdauern. Und so bin ich heute - wie vor Jahren in meiner Mittagspause - zum Essener Dom gelaufen und habe die Ruhe des dortigen Kreuzgangs auf mich wirken lassen. Eine wahre Oase der Stille, die stets vom innerstädtischen Trubel verschont blieb. Wie werden unsere Innenstädte wohl in Zukunft aussehen? Dieser Wandel bedeutet sicher auch eine Chance und ich bin sehr gespannt, wie es sich anfühlt, wenn ich das nächste Mal diese alte Heimat besuche.